Zum Namen unserer Loge

Bei der Umwandlung der seit 1898 bestehenden Bürgerloge "Zur Treue und Einigkeit" im Orient Altona in eine gerechte und vollkommene Freimaurerloge am 9.1.1910 war der Wunsch laut geworden, dieses auch durch einen neuen Namen nach außen hin zu kennzeichnen; andererseits hingen die Altonaer Brüder an dem alten Namen. Auf Anregung des Bruders Rudolph, dem MvSt. der Loge Roland (unserer Mutterloge), wurde dann der alte Name mit demjenigen des Mannes verknüpft, der eine Verkörperung der beiden Tugenden "Treue und Einigkeit" bot, Arminius des Cheruskerhelden, jenes Mannes, dem es in seiner Treue zu seinem deutschen Volke zum ersten Mal gelungen war, die deutschen Stämme zu einigen und dadurch das deutsche Volk von der römischen Fremdherrschaft zu befreien.

So beschreibt es der Bruder Hans Matthiessen in unserer Logenchronik von 1954.
Er war 1921 in die Loge eingetreten und kannte den letzten MvSt. der Bürgerloge und ersten MvSt. der Johannisloge, den Bruder Heinrich Tartsch persönlich. Bruder Hans Matthiessen war ab 1947 selbst lange Jahre MvSt. unserer Loge. Was war der Grund für diese Sicht auf den Arminius (Martin Luther hat ihn in Hermann "eingedeutscht")? Es hätte nicht viel gefehlt, und man wü.te über Arminius kaum mehr als seinen Namen, denn die drei Handschriften des römischen Geschichts-Schreibers Tacitus (der von ca. 58-116 lebte): der "Dialog über den Redner", die Biografie über seinen Schwiegervater "Agricola" und seine Schrift namens "Germania" galten lange als verschollen und erst 1507 ist im Kloster Corvey jeweils ein Exemplar davon aufgefunden, nach Rom gebracht und dann durch den Papst Leo X in Druck gegeben worden. Tacitus preist die germanischen Tugenden: Treue, Tapferkeit, Ehrlichkeit, Gerechtigkeitsliebe, Keuschheit, Freigiebigkeit, Frömmigkeit und Aufrichtigkeit; dazu ein unstillbarer Freiheitsdrang zeichneten nach seinem Urteil die Germanen aus. Tacitus nennt den Arminius den "Befreier Germaniens". Und wenn sowas ein Römer sagt, muß es stimmen. Die antike Geschichtsschreibung sieht die Gründe für den Germanen-Aufstand, der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9 in der intensiveren Verwaltung und Rechtsprechung des Varus, dem damit verbundenen Einfluß- und Machtverlust der germanischen Stammesfürsten, den harten Tributforderungen und dem durch mehrere Quellen bezeugten arroganten und unsensiblen Auftreten des Varus gegenüber den Cheruskern und anderen Stämmen. Mit der "Germania", die gedruckt eine für die damalige Zeit geradezu sensationelle Auflage von 6.000 Stück hatte, ließ sich ein Manko ausgleichen, das die deutschen Humanisten immer als schmerzlich empfunden hatten: Während Italiener und Franzosen ihre Geschichte auf das römische Reich zurückführten, sich als wahre Erben der Antike fühlten, hatten sich die Deutschen mit dem Barbarenstatus zufriedengeben müssen. Nun aber, im Besitz der "Germania" trat das eigene, deutsche Altertum gleichberechtigt neben das italienische, übertraf es sogar, denn die Nachfolger der alten Römer waren im "Heiligen Römischen Reich deutscher Nation" die Deutschen, einschließlich der Kaiserwürde. Auch fühlten sie sich den anderen Nationen überlegen, weil sie als einziges Volk in Europa frei blieben und niemals erobert worden waren. Tacitus´ Bemerkung, die Germanen seien die Ureinwohner ihres Landes, ein "unvermischtes Volk", weil niemand freiwillig in ein so unwirtliches Land mit so scheußlichem Klima einwandere, interpretierte man als besonderen Vorzug: Aus diesem Urstamm hätten sich alle anderen germanischen Völker entwickelt. Der Altertumsforscher Theodor Mommsen (1817-1903) setzte ganz selbstverständlich die Germanen mit den Deutschen gleich und die von Tacitus gerühmten Eigenschaften avancierten zum deutschen Volkscharakter, dessen Kontinuität über die Jahrhunderte damit bewiesen war. Ob der historische Armin und insbesondere die ihm von Tacitus zugeschriebenen Tugenden heute noch uneingeschränkt so zu bewerten sind wie unsere Gründer- Brüder es 1910 taten sei mal dahingestellt, die Werte "Treue und Einigkeit", der Name schon der alten Bürgerloge von 1898 haben aber unverändert Gültigkeit. 

© 2011 Armin zur Treue und Einigkeit